Merkmale für Sachschlagwörter

Inhalt

Entitätstypen und Unterteilungen für museale Objekte

Die im Museumsbereich relevanten Entitäten fallen unter RSWK.

Dazu gehören laut § 723 "Ortsungebundene Kunstwerke":
"Zu den ortsungebundenen Kunstwerken zählen auch Werke der Wand- und Deckenmalerei, Mosaiken und bewegliche Ausstattungsgegenstände von Bauwerken sowie Werke aus dem Bereich der Land-art.
Titel von Werken der bildenden Kunst werden sowohl für die Inhaltserschließung von Originalen bzw. Reproduktionen als auch der zugehörigen Sekundärliteratur verwendet." Siehe auch EH-W-07

Dazu gehören laut § 730 "Ortsgebundene Kunstwerke":

Ortsgebundene Kunstwerke umfassen Werke der Architektur (einschließlich Bauplastik), Ingenieurbauten, bauliche Ensembles, archäologische Stätten mit Baudenkmälern und freistehende Objekte (Monumentalplastik, Denkmäler, Brunnen usw.). Sie erhalten in der GND den Entitätencode gib. "Der normierte Sucheinstieg für Bauwerke, Großplastiken und Grab- und Denkmäler innerhalb eines Ortes wird aus dem gebräuchlichen Namen und dem Standort (= Ort/Geografikum) gebildet. Der gebräuchliche Name ist entweder ein Individualname oder, falls nicht vorhanden, eine Zusammensetzung aus der Gattungsbezeichnung für das Bauwerk und dem Ort. Wenn ein Gattungsbegriff mit einer Himmelsrichtung als Kompositum verwendet wird, gilt dieser Name (etwa „Westtor“) als Individualname. Der Standort eines Bauwerks wird stets als Teil des normierten Sucheinstiegs in einem Zusatz erfasst. Der Standort ist stets der Hauptort; ein Ortsteil wird nur dann als Teil des normierten Sucheinstiegs erfasst, wenn von einem bereits vorhandenen, gleichlautenden normierten Sucheinstieg für ein anderes Bauwerk unterschieden werden muss."

Sachschlagwörter sind Allgemeinbegriffe (auch: generische Begriffe), die eine Gattung, Klasse, Art zusammenfassen (s. Allgemeinbegriff im Duden und Allgemeinbegriff in Metzler Lexikon Philosophie). Die Mehrzahl der für den Museumsbereich benötigten Sachschlagwörter sind Konkreta (s. Konkretum im Duden und Konkretum in Wikipedia). Abstrakta (s. Abstraktum im Duden) werden zur Inhaltsbeschreibung von Museumsobjekten verwendet. Allerdings werden Museumsobjekte überwiegend nicht inhaltlich erschlossen, Ausnahmen: DHM mit Sachschlagwörtern der GND und DDK mit Iconclass.  
(siehe auch CDWA: Generic Concept Authority: Definition: Information about generic concepts needed to catalog or describe the work, including the type of object, materials, activities, its style, other attributes, or the role of a creator.).

In der GND bis April 2019 vorhandene "Gattungsbezeichnungen" für Werke, ermittelt aus einer Abfrage nach instanziellen Oberbegriffen für Werke (wit):

290 Begriffe, siehe Excel-Tabelle GND_Sachbegriffe als BTI für wit.xlsx

Metadatenelemente, die Sachschlagwörter als Werte erfordern

Sachschlagwörter (Entitäten mit Satzart s) werden in der Museumsdokumentation gebraucht zur Indexierung der folgenden Eigenschaften von Objekten.
Hinweis: Die den deutschen Bezeichnungen in runden Klammern nachgestellten englischen Terme verlinken zum Regelwerk der Categories for the Description of Works of Art (CDWA).

Sachschlagwörter für objektbeschreibende formale Eigenschaften:



CDWA LiteLIDO 1.0CIDOC-CRMRNABBeispiele für Werte


ElementKardinalitätElementKardinalitätClassElementeStatus
Objekttypspezifische Erfassung der "Isness" eines Objektes (entspricht etwa Schlagwörtern mit der Entitätencodierung "saf", siehe auch AH-007)Object/Work Type1..nobject/WorkType1..nE55 TypeD-9 Form
Ressourcenart
Gattung/Ausdrucksform
bedingtes Kernelement
KlassifizierungGrobeinordnung des Objektes in ein Klassifikationssystem oder eine Systematik (vergleichbar der Zuordnung zu DDC und GND-Sachgruppen)Classification1..nclassification0..n
D-3 Angaben zur ErschließungZusatzelement
MaterialSachschlagwort zur Indexierung der materiellen Beschaffenheit eines Objektes; umfasst Trägermaterial wie etwa Leinen, Medium wie zum Beispiel Ölfarbe Term Materials Techniques0..ntermMaterialsTech0..nMaterial

D-11 Materialität
(+ Herstellungstechnik)

Zusatzelement
TechnikSachschlagwort zur Indexierung der eingesetzten Techniken, Prozesse oder Verfahren, aber auch benutzte Werkzeuge (implement) wie etwa Pinsel Term Materials Techniques0..ntermMaterialsTech0..n

D-11 Materialität
(+ Herstellungstechnik)

Zusatzelement
StilTerm that identifies the named, defined style, historical or artistic period, movement, group, or school whose characteristics are represented in the work being catalogued.Style0..nclassification@style0..n



Epoche(s. EH-S-02)Style0..n

Period


KulturKultureller Kontext, in dem ein Objekt entstanden ist; häufig adjektivisch ausgedrücktCulture0..nculture0..n



Datensatztyp
Record Type1recordType1
D-3 Angaben zur ErschließungZusatzelement
Form / Formtyp (DDK)








Sachschlagwörter für inhaltsbeschreibende Eigenschaften:

Inhaltsschlagwort (Subject Matter):

Kriterien zur Aufnahme von Sachbegriffen in die GND

Relevanzkriterien

Ein Schlagwort aus der Museumsdokumentation kann GND-relevant sein, wenn

  • es als Oberbegriff in einer Begriffshierarchie (als allgemeiner, generischer oder partitiver übergeordneter Allgemeinbegriff) oder als Oberbegriff für Individualbegriffe (als instanzieller Oberbegriff) benötigt wird.
  • mindestens ein (?) Geschwisterbegriff (Begriff mit demselben Oberbegriff) in der GND vorhanden ist.
  • es ein Merkmal ausdrückt, das zur Identifizierung eines (?) in der GND erfassten Objektes (Werkes) benötigt wird.
  • die Gebräuchlichkeit der Bezeichnung durch mindestens zwei relevante Quellen nachgewiesen ist.
  • der Gebrauch durch eine Mindestanzahl an Objekten in relevanten Datenbanken belegt ist (sonst allgemeineren Begriff verwenden, spezifischeren als lokalen Indexterm in LIDO ausweisen)
  • Begriffe für Kulturerbe sind oder in Bezug zu materiellem oder immateriellem Kulturerbe stehen

Katalogisierungslevels https://www.loc.gov/standards/valuelist/marcauthen.html https://d-nb.info/1162294213/34 042

Formale Kriterien

Merkmale, die notwendig erfasst sein müssen (Mindestanforderungen)

Die Mindestanforderungen beruhen auf der Spezifikation in RSWK 2017, § 318 GND-Datensatz: "Überblick über die wichtigsten Informationen in einem Datensatz für ein Sachschlagwort (vgl. § 7,4)" und den dort referenzierten spezifischen Paragrafen.

Die als "obligatorisch" gekennzeichneten Informationen sind in die Tabelle der Mindestanforderungen aufgenommen.

Tabelle 1 listet die zur Identifizierung und Integration in das Begriffsnetz notwendigen Merkmale, sofern sie auf das Objekt zutreffen. Folgende Requirement Levels werden entsprechend RFC 2119 (1997) verwendet: MÜSSEN und SOLLEN The key words "MUST", "MUST NOT", "REQUIRED", "SHALL", "SHALL NOT", "SHOULD", "SHOULD NOT", "RECOMMENDED", "MAY", and "OPTIONAL" in this document are to be interpreted as described in RFC 2119.
Administrative Eigenschaften bleiben unberücksichtigt.

Hinweis: "Bezeichnung" umfasst im Folgenden sowohl Benennungen von Sachbegriffen (Allgemeinbegriffen) wie auch Namen für Individualbegriffe.

Tabelle 1: Notwendige Merkmale (Mindestanforderungen)

MerkmalKardinalitätFunktionErläuterungBeispielDiskussionEntsprechungen
Identifikator1
Der Identifikator MUSS den Begriffssatz eineindeutig erkennbar machen. Es kann ein lokaler Identifikator sein, dessen überlokale Eindeutigkeit durch die Herkunftskennzeichnung hergestellt wird.
Identifikator für Begriff; sollten Identifikatoren auch für Bezeichnung(en) verbindlich sein?
Bevorzugte Bezeichnung1

Die bevorzugte Bezeichnung (bevorzugte Benennung für einen Allgemeinbegriff und bevorzugter Name für einen Individualbegriff) ist die gebräuchliche und sachlich/fachlich korrekte Bezeichnung, die den Begriff im Information-Retrieval repräsentiert. Sie ist (so weit wie möglich) eindeutig.

Nicht möglich sind Formulierungen wie "Korrespondenz, Brief" oder "Abrieb, Kunst" (siehe RNAB).



Anmerkung: Die GNDO-Bezeichnung SOLLTE geändert werden in "preferredTerm..."

Alternative Bezeichnung0..n

Die alternative Bezeichnung (in RSWK abweichend von Standards "abweichend" genannt) ist eine gebräuchliche und sachlich/fachlich korrekte Bezeichnung, die zur Identifizierung des Begriffs beiträgt und für den Sucheinstieg gebraucht wird. Sie ist (so weit wie möglich) eindeutig. Wenn die Bezeichnung ein Homonym ist, wird sie disambiguiert.

Nicht möglich sind Formulierungen wie "Korrespondenz, Brief" oder "Abrieb, Kunst". 

BeispielWenn es alternative Bezeichnungen gibt, SOLLEN sie mitgeliefert werden, weil sie wichtige identifizierende Merkmale sein können.
Zusatz (Qualifier) pro Bezeichnung0..1
  1. Identifizierung
  2. Navigation
  3. Matching

Ein identifizierender Zusatz ist bei Homonymen (identisch geschriebene Bezeichnungen für verschiedene Begriffe) unbedingt erforderlich für (1) Matching und (2) Anzeige (Autovervollständigung, auswahlbasierte Navigation).

Homonymzusätze sollte als eigenständige Datenelemente verwaltet werden. Für die Anzeige SOLLTE die vorgeschlagene Syntax der Thesaurus-Standards eingehalten werden: "Bezeichung (Zusatz)". Winkelklammern für Zusätze sind möglich, aber nicht zu empfehlen. Nicht möglich sind Formulierungen wie "Korrespondenz, Brief" oder "Abrieb, Kunst". 


Der identifizierende Zusatz wird als eigenständiges Datenelement erfasst. Homonymzusätze sind idealerweise kontrolliert und referenzieren auf einen Deskriptor des betreffenden Vokabulars. Die Erfassung in MARC 21 erfolgt ... Für die RDF-Repräsentation wird eine Darstellung mit Hilfe von B-Nodes vorgeschlagen.

Wie der identifizierende Zusatz generiert wird, ist noch Gegenstand der Diskussion (siehe ...)

MARC 21 151 g
Oberbegriff1..n
  1. Suchausweitung
Mindestens ein (!) direkter Oberbegriff MUSS ausgewiesen sein. Der Oberbegriff kann undifferenziert (allgemein) oder differenziert (generisch, partitiv, instanziell) sein. Der Oberbegriff stammt, wenn möglich, aus der GND; wenn ein geeigneter Oberbegriff in der GND nicht existiert, muss ein Oberbegriff als Kandidat (Rolle Kandidat für Begriff und Relation) vorgeschlagen werden. Kandidaten MÜSSEN Definitionen mit Quellenangaben haben und SOLLTEN auf anerkannte Vokabulare (Referenzliste!) referenzieren. Kandidaten werden bevorzugt aus dem AAT gewonnen.
Sollten Hierarchierelationen analog AAT in "bevorzugte" und "zusätzliche" Relationen unterschieden werden? Vorteil: Ein Oberbegriff kann durch dieses Attribut als für Explode oder Display (oder identifizierendes Merkmal) bevorzugt auszuwerten gekennzeicnet werden.







Merkmale, die darüber hinaus wünschenswert sind

Tabelle 2: Zusätzliche Merkmale

MerkmalKardinalitätFunktionErläuterungBeispielAnmerkungen und DiskussionEntsprechungen
Generischer Oberbegriff0..n


Was eine generische Relation (Abstraktionsrelation) ist und wofür sie genutzt wird, kann nicht bei allen Anwendern als bekannt vorausgesetzt werden. In der GND gibt es Beispiele falscher Anwendungen. Wie ein falscher Gebrauch aufgedeckt und vermieden werden kann, ist Gegenstand der Diskussion (ergänzen)
Partitiver Oberbegriff0..n


Zur Zeit (2019-04-27) wird in GND und GNDO nicht unterschieden zwischen Teil-Ganzes-Beziehungen zwischen Allgemeinbegriffen (Sachbegriffen) und Teil-Ganzes-Beziehungen zwischen Individualbegriffen (siehe Domain und Range für

gndo:broaderTermPartitive).

Ist eine Differenzierung notwendig oder wünschenswert?
Instanzbegriff (Instanzieller Oberbegriff)0..nInstanziierungDie Instanzrelation ist der Link, der das individuelle Objekt (Werk) mit dem generischen Begriff verbindet.
Soll die Instanzrelation auf intrinsische Eigenschaften des Objekts beschränkt werden? "Intrinsische Eigenschaften gehören zum Gegenstand selbst und machen ihn zu dem, was er ist." (Wikipedia) Sie sind zeit- und ortsunabhängige Eigenschaften des Objekts. "Weltkulturerbe" zu sein ist zum Beispiel keine intrinsische Eigenschaft: Das Objekt besitzt sie nicht als konstitutives Merkmal von Beginn seiner Existenz an, und es kann diese Eigenschaft durch Aberkennung auch vor dem Ende seiner Existenz verlieren.
Verwandter Begriff0..n
  1. Navigation
  2. Identifizierung




Zeit0..1
  1. Identifizierung
  2. Suchfilter
Es gibt museale Gegenstände, die nur durch die Einordnung in einen Zeitraum eindeutig unterscheidbar sind. In diesen Fällen ist die Angabe des Zeitraums ERFORDERLICH. Das ist zum Beispiel der Fall bei Musikinstrumenten, Kleidungsstücken, Waffen etc.Flûte d'Amour

Ort0..1
  1. Identifizierung
  2. Suchfilter
Es gibt museale Gegenstände, die nur durch den Bezug zur geografischen Herkunft eindeutig unterscheidbar sind. In diesen Fällen ist die Angabe des Herstellungsortes und/oder Nutzungsortes ERFORDERLICH. Das ist häufig der Fall bei kunsthandwerklichen Produkten, wie zum Beispiel Musikinstrumenten oder Kleidungsstücken.DüdükIm AAT fehlen häufig Angaben zur räumlichen oder zeitlichen Extension eines Deskriptors für einen Objekttyp. Das kann zu fehlerhaften Übersetzungen führen.gndo:relatedPlaceOrGeographicName
Konkordanz0..n
  1. Identifizierung
  2. Suchausweitung

Konkordanzen zu Begriffen anderer kontrollierter Vokabulare werden über die SKOS-Mapping-Relationen ausgedrückt werden. Konkordanzen zu Begriffen anderer kontrollierter Vokabulare sind wünschenswert, weil sie bei der Identifizierung helfen und das Retrieval unterstützen können.


Für die Abbildung von Konkordanzen zu Begriffen anderer Vokabulare sollte die GNDO um entsprechende Klassen und Eigenschaften aus dem SKOS-Namensraum erweitert werden (siehe (ergänzen). Die OWL-Property owl:sameAs DARF NICHT zur Abbildung von Allgemeinbegriffen aufeinander verwendet werden, sondern nur für übereinstimmende Individualbegriffe.
Bezug zu Kulturerbe