3.1.1 Begriff (In Bearbeitung)
1 Definition
Ein Begriff (englisch: concept) ist die gedankliche Vorstellung von einem Gegenstand, seine Bedeutung. In der Wissensorganisation wird „Begriff” als Denkeinheit (englisch: unit of thought) definiert, die individuelle Gegenstände aufgrund gleicher Merkmale zu allgemeinen Gegenständen zusammenfasst. In dem Sinne beschreibt auch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache einen Begriff als
wesentliche Merkmale einer Sache oder einer Gruppe von Erscheinungen, die zu einer gedanklichen Einheit zusammengefasst sind.
Begriffe sind die Kernelemente eines kontrollierten Vokabulars, seine Bausteine.
2 Terminologie
Im Deutschen wird, abweichend von DIN-Normen, auch die Bezeichnung “Konzept” verwendet. Der Ausdruck hat sich eingebürgert, obwohl er auf einem Übersetzungsfehler, einem falschen Freund der englischen Bezeichnung “concept”, beruht.
3 Erläuterung
Eine der Hauptaufgaben kontrollierter Vokabulare ist das Definieren von Begriffen und das Bereitstellen von →Bezeichnungen zum Auffinden des Begriffes.
Begriffe entstehen durch Abstraktion. Die notorisch mürrisch dreinblickende Katze Grumpy Cat und John F. Sowas Katze Yojo zum Beispiel sind Individuen, die bezüglich ihrer tierischen Merkmale im Begriff KATZE zusammengefasst sind.
Sie gehören zur Familie der Katzen innerhalb der Klasse der Säugetiere, die wiederum zu den Viefüßern unter den Wirbeltieren aus dem Reich der Tiere zählen. Mit jedem höheren taxonomischen Rang wird stärker von den spezifischen Eigenschaften des Individuums abstrahiert.
Katzen wie Grumpy und Yoyo erben einen großen Teil ihrer Merkmale jeweils von der nächsthöheren Klasse und diese wiederum von der ihr übergeordneten Klasse. Sehr vereinfacht dargestellt, ergeben sich aus der Hierarchie der taxonmischen Klassen wesentliche Eigenschaften von Katzen: Es sind Tiere, die eine Wirbelsäule und vier Beine haben, an Land als Räuber leben und ihre Jungen säugen. Solche wesentlichen Merkmale liegen meist Definitionen in Enzyklopädien oder Wörterbüchern zugrunde.
Diese definitorischen Merkmale machen aber nicht die ganze Bedeutung von Begriffen aus. Es kommen fast immer auch subjektive oder gruppentypische Vorstellungen hinzu, die die Bedeutung von Begriffen modifizieren. Eine Tierliebhaberin zum Beispiel wird beim Wort „Katze” zuallererst an die zutraulichen Eigenschaften des Haustieres denken, während ein Tierarzt eher die Anatomie und Physiologie des Wirbeltieres im Kopf hat.
Solche in der Sprachwissenschaft „Konnotationen” genannten Nebenbedeutungen können sich individell entwickelt haben, aber auch konventionell entstanden sein. Diese Eigenschaft von sprachlichen Bezeichnungen, abhängig vom Kontext unterschiedliche Vorstellungen hervorzurufen, ist für die Objekt- und Dokumenterschließung eine Herausforderung.
Die Vorstellung von einem Gegenstand ist aber nicht dasselbe wie der sprachliche Ausdruck. Die unterschiedlichen Bezeichnungen „Katze”, “cat” oder “chat” beziehen sich alle auf denselben Begriff. Man sagt, Bezeichhnungen repräsentieren einen Begriff.
In einem elektronisch verwalteten Thesaurus ist ein Begriff ein Datensatz, auch Begriffssatz genannt, der für die formale und inhaltliche Erschließung und die Suche verwendet wird. Jeder Begriffssatz hat eine eindeutige Identifikationsnummer beziehungsweise einen URI und eine oder mehrere natürlichsprachige Bezeichnungen. Der Begriff KATZE zum Beispiel hat in der Gemeinsamen Normdatei (GND) den URI <https://d-nb.info/gnd/4030046-8> und die bevorzugte Bezeichnung „Katze”.
Begriffe gehören neben Strukturelementen und Begriffsgruppen zu den Vokabualelementen im vocnet-Modell.
4 Arten von Begriffen
4.1 Allgemeinbegriff
Begriff, der individuelle Gegenstände hinsichtlich bestimmter Merkmale zu einer gedanklichen Einheit zusammenfasst, zum Beispiel KATZE, TISCH, LANDSCHAFT. Allgemeinbegriffe werden auch „generische Begriffe” genannt.
4.2 Individualbegriff
Begriff, der sich auf genau eine individuelle Entität bezieht, zum Beispiel eine bestimmte Person oder einen bestimmten Ort, ein benanntes Bauwerk, eine historische oder künstlerische Epoche, ein Musikstück und andere Arten von Entitäten.
Die Benennungen für Individualbegriffe sind in der Regel Eigennamen, wie zum Beispiel: Ludwig van Beethoven, Bonn, Beethoven-Haus, Wiener Klassik oder die Diabelli-Variationen.
3.3 Oberbegriff
Ein Oberbegriff ist ein Begriff, der alle ihm untergeordneten Begriffe in Inhalt und Umfang vollständig einschließt.
BEISPIEL
Katze
. Kurzhaarkatze
In diesem Beispiel ist ‘Katze’ der Oberbegriff und ‘Kurzhaarkatze’ der Unterbegriff. Der Oberbegriff schließt den Unterbegriff vollständig ein, denn alle Kurzhaarkatzen sind Katzen.
3.4 Unterbegriff
Ein Unterbegriff ist ein Begriff, der von seinem Oberbegriff in Inhalt und Umfang vollständig umfasst wird. Er hat alle Merkmale des Oberbegriffes und darüber hinaus mindestens ein weiteres, unterscheidendes Merkmal.
In diesem Beispiel ist ‘Glasvase’ der Unterbegriff und ‘Vase’ der Oberbegriff. Eine Glasvase hat alle Eigenschaften einer Vase und darüber hinaus das Merkmal, aus Glas gefertigt zu sein.
5 Begriff im Vokabuarmanagement
Beispiele gewählt, die SKOS umsetzen
Beispiel für die Erfassung in xTree, auch SKOS-Erweiterungen implementiert
Beispiel für Bowser Skosmos
5.1 “Begriff” in der Erfassung
In xTree ist ein "Begriff" der Typ eines Vokabularelementes.
Durch Auswahl von "Typ: Begriff" wird ein Datensatz für einen Begriff (Begriffssatz; Deskriptorsatz) angelegt. Eine →Bevorzugte Bezeichnung (für jede Sprache) muss eingegeben werden, sonst kann der Datensatz nicht gespeichert werden.
5.2 “Begriff” in einem Browser
6 Indexierung und Retrieval
Die Thesaurusbegriffe sind die Indexelemente, die für die Dokumenterschließung verwendet werden. Bei der Indexierung wird der Identifikator (bevorzugt ein URI) eines Begriffs in das entsprechende Datenfeld (Metadatenelement) eingetragen, sodass der Begriff eindeutig identifizierbar ist. Die natürlichsprachigen Bezeichnungen dienen der Kommunikation zwischen Indexierern und Nutzern und werden für die Suche und die Anzeige des Indexterms benötigt.
7 Zusammenfassung
Begriffe sind mentale Denkeinheiten, die Vorstellung oder Idee von einer Sache oder einem Sachverhalt..
Um über diese Denkeinheiten kommunizieren zu können, werden sie durch natürlichsprachige Bezeichnungen repräsentiert.
In einem Thesaurus sind Begriffe die Kernelemente. Sie werden auch die "Bausteine" eines Vokabulars genannt.
Begriffe werden in einer Dokumentationssprache durch abstrakte Identifikatoren eindeutig identifiziert.
Für die Indexierung werden die Identifikatoren, bevorzugt HTTP-URIs, verwendet.
Für das Retrieval werden die natürlihsprachigen Bezeichnungen als Sucheinstiege angeboten.
8 Siehe auch
3.1.3 Strukturelemente (Im Aufbau)
3.1.3.2 Node Label (In Bearbeitung)
3.1.2 Kategorie (In Bearbeitung)
3.2.3 Bezeichnung (In Bearbeitung)
9 Quellen
DIN 2330:2013 Begriffe und Benennungen – Allgemeine Grundsätze. "6.1 Allgemeinbegriff. Die gedankliche Zusammenfassung derjenigen Merkmale, die bei Gegenständen als gemeinsame Eigenschaften erkannt werden, führt zu Denkeinheiten, die man als „Allgemeinbegriffe“ bezeichnet. Ein Allgemeinbegriff muss nicht an bestimmte Sprachen gebunden sein; er ist jedoch von dem jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Hintergrund beeinflusst." "6.2 Individualbegriff. Im Gegensatz zum Allgemeinbegriff, der eine Klasse von Gegenständen repräsentiert, steht der Individualbegriff immer nur für genau einen Gegenstand. Zur Bezeichnung von Individualbegriffen werden Namen verwendet."
DIN 2342:2011 Begriffe der Terminologielehre.
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) https://www.dwds.de/wb/Begriff
1. wesentliche Merkmale einer Sache oder einer Gruppe von Erscheinungen, die zu einer gedanklichen Einheit zusammengefasst sind
2. ...
a) Vorstellung
"Die gedankliche Zusammenfassung von individuellen Gegenständen zu gedachten 'allgemeinen Gegenständen' führt zu Denkeinheiten, die als 'Begriffe' bezeichnet werden." [DIN 2330:1979]
Allgemeinbegriffe "entstehen dadurch, dass unterschiedliche individuelle Gegenstände hinsichtlich ihrer gemeinsamen Merkmale gedanklich zusammengefasst werden. So werden beispielsweise alle individuellen Menschen im Begriff 'Mensch' zusammengefasst." [DIN 2330:1979]
Heiner Legewie, Thomas Muhr, Susanne Friese: Interpretation von Text und Bild
2. Vorlesung: Semiotik: Zeichen und Bedeutung PDF