3.2.3.3 Zusatz für ein Homonym (In Bearbeitung)

 

1 Definition

Ein Homonymzusatz ist eine Bezeichnung, die einem Homonym (mehrdeutiges Wort) zur Bedeutungsklärung nachgestellt wird.

2 Terminologie

3 Erläuterung

Ein Homonymzusatz (auch: Homonymenzusatz; Qualifier; Abkürzung: HZ) dient der Bedeutungsklärung (fachsprachlich: Disambiguierung) einer mehrdeutigen Bezeichnung. Die Bezeichnung wird durch den Homonymzusatz eindeutig gemacht und repräsentiert genau einen Begriff. Homonymzusätze werden meist in runden Klammern angezeigt und sind dem Homonym direkt nachgestellt. Im folgenden Beispiel sind die Bezeichnungen "(Geldinstitut)" und "(Möbel)" die Homonymzusätze.

Bank (Geldinstitut) – Bank (Möbel)

Hinweis
Homonymzusätze dienen ausschließlich der Begriffsklärung (Disambiguierung) mehrdeutiger Bezeichnungen (Homonyme und Polyseme). Sie werden nicht verwendet, um inhaltliche Zusammenhänge zwischen Begriffen auszudrücken oder eine eindeutige Bezeichnung in anderer Weise näher zu beschreiben. Siehe Beispiele unter Punkt 5 Nicht geeignete Zusätze.

3.1 Regeln für den Gebrauch von Homonymzusätzen

  1. Natürlichsprachliche Komposita werden bevorzugt vor Bezeichnungen mit Homonymzusatz.

  2. Ein Homonymzusatz sollte jedem Homonym hinzugefügt werden, auch wenn eines der Homonyme gebräuchlicher ist oder einen stärkeren Bezug zum Kontext des Vokabulars hat.

  3. Homonymzusätze werden nicht benutzt, um Eigenschaften von Begriffen auszudrücken.

  4. Homonymzusätze sollten möglichst kurz sein.

  5. Homonymzusätze dürfen selbst keine Homonyme sein.

  6. Auch Homonyme, die alternative Bezeichnungen sind, müssen Homonymzusätze haben.

  7. Homonymzusätze sollten möglichst ihrerseits kontrolliert sein.

3.2 Welche Bezeichnung eignet sich als Homonymzusatz?

Grundsätzlich werden Homonyme und Polyseme immer mit Zusätzen versehen, abweichend von § 306, Absatz 5 der RSWK, also nicht "Bank" für das Finanzinstitut und "Bank (Möbel)".
Als Homonymzusätze sind nur Substantive zugelassen.

Homonymzusätze können aber selbst mehrdeutig sein. Deshalb wird der Homonymzusatz nach vorgegebenen Regeln gebildet. Als Homonymzusätze kommen in Frage:

der übergeordnete fachliche Bereich

Krebs (Astrologie); Krebs (Astronomie); Krebs (Medizin); Krebs (Zoologie)
Hammer (Technik); Hammer (Musik); Hammer (Anatomie); Hammer (Leichtathletik)

Der Homonymzusatz "Technik" erlaubt hier keine Unterscheidung zwischen dem manuellen und dem mechanischen Werkzeug.

der direkte oder ein naher Oberbegriff

Zeitangaben, insbesondere bei Individualnamen

Der direkte oder ein naher Oberbegriff sind zur Disambiguierung besser geeignet als der übergeordnete Bereich, weil der Bereich zur Klärung nicht ausreicht, wenn die Homonyme zu demselben fachlichen Bereich gehören. Empfehlenswert ist eine kontrollierte Liste der Homonymzusätze.

3.3 Nicht geeignete Zusätze

erzusätze sollten bei eindeutigen Bezeichnungen grundsätzlich nicht verwendet werden.

Im Folgenden werden Beispiele für überflüssige oder ungeeignete Zusätze gezeigt sowie Beispiele für die Verwendung von Klammerzusätzen, die nicht der Disambiguierung von Homonymen dienen, sondern zusätzliche Informationen enthalten.

Überflüssiger Zusatz

Spezialisierungen von "Gebäude" werden als zusammengesetzte Begriffe aufgenommen, zum Beispiel "Bürogebäude", "Wirtschaftsgebäude". Die Bezeichnung "allgemein" ist daher überflüssig und wird als Homonymzusatz in Thesauri nicht verwendet.

Ungeeigneter Zusatz

Der Zusatz "Weihnachten" drückt den zeitlichen Gebrauchszusammenhang aus. Diese Art der Disambiguierung ist in Vokabularstandards nicht vorgesehen. Verwendet werden sollte “Weihnachtskrippe”.

Zeitangaben

Der Zusatz "Paläolithikum" drückt einen zeitlichen Zusammenhang aus. Zeitliche oder räumliche Zusammenhänge werden in Thesauri nicht durch ein zusammengesetztes Schlagwort abgebildet. Der zeitliche (oder räumliche) Zusammenhang wird bei der Objektbeschreibung durch entsprechende Metadatenelemente und ihre Werte dargestellt.

Kontext von Teilen

Der Zusatz "Töpferei" gibt den Entstehungszusammenhang des Objektes "Ofenwandung" wieder. Der Homonymzusatz ist hier auch deshalb falsch, weil eine "Ofenwandung" Teil eines Objektes ist. Ein Homonymzusatz müsste, wenn er erforderlich wäre, Bezug auf das übergeordnete Ganze nehmen: "Ofenwandung (Bestandteil von Töpferofen)".

Beschreibungskontext

Der Zusatz "Ansicht aus der" gibt den Zusammenhang des Begriffs mit Bezug zur Objektansicht wieder. Solche Zusammenhänge werden in Relationen zwischen Metadatenelementen ausgedrückt, nicht im kontrollierten Vokabular. “Ansicht aus der” ist außerdem keine kontrollierte Bezeichnung und in “Froschperspektive” bereits impliziert.

Handlungskontext

Der Zusatz "Planung" drückt einen Handlungsaspekt aus, unter dem der Begriff "Kulturlandschaft" betrachtet wird. Verwendet werden sollte “Kulturlandschaftsplanung” oder postkoordiniert “Kulturlandschaft + Planung”.

4 Beispiel

5 Erfassung und Darstellung im Thesaurusmangement

6 Indexierung und Retrieval

7 Zusammenfassung

8 Siehe auch

9 Quellen und weiterführende Literatur

ANSI/NISO Z39.19:2005 (R2010). Guidelines for the Construction, Format, and Management of Monolingual Controlled Vocabularies, 6.2.1 Homographs, Seiten 20–21. https://www.niso.org/publications/ansiniso-z3919-2005-r2010