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Ein löchriges Fischernetz wird immer löchriger, je mehr es einsammelt – egal, ob gute Fische oder schlechten Beifang. balilabs 2019


Relationen sind in einem kontrollierten Vokabular Beziehungen zwischen

  1. Begriffen (skos:Concept)
  2. Bezeichnungen (skosxl:Label)
  3. Bezeichnung(en) und Begriff (skosxl:prefLabel ; skosxl:altLabel)

Reziprozität von Thesaurusrelationen

Relationen sind in Thesauri – im Unterschied zu Ontologien – standardmäßig reziproke Relationen, auch Umkehrrelationen genannt. Reziprok oder wechselseitig ist eine Beziehung, wenn eine Relation zwischen A und B in beide Richtungen (von A zu B und B zu A) explizit ausgedrückt wird. "Each of these relationships [equivalence, hierarchical, associative] should be established reciprocally [...] in a thesaurus." (ISO 25964-1, 4.4). Äquivalenz- und Hierarchierelationen sind inverse Beziehungen mit unterschiedlichen Bezeichnungen für die Hin- und die Rückrelation; undifferenzierte Assoziationsrelationen sind symmetrisch, das heißt die Benennung der Beziehung ist in beide Richtungen identisch.

Beispiel für eine fehlende reziproke Relation: Der Deskriptor Neubau der Kunsthalle Mannheim [Hector-Bau, JL] hat einen gndo:relatedTerm Museumsbau der Kunsthalle Mannheim (Mannheim); die Relation fehlt in der Gegenrichtung.

Üblicherweise legen Vokabularverwaltungstools die reziproke Beziehung automatisch an. In der GND (Feb. 2019) sind  33.206 der 37.667 Verwendungen von relatedTerm mit einer entsprechenden Umkehrrelation versehen. Daneben gibt es 13 Fälle, in denen die Vorwärtsbeziehung mit relatedSubjectHeading und die Umkehrbeziehung mit relatedTerm ausgedrückt wird.

Semantik und Funktion von Hierarchierelationen

Die Hierarchierelationen sind das Rückgrat eines Thesaurus. Sie spielen die entscheidene Rolle bei der Suchausweitung über die Hierarchieleiter im Information-Retrieval (Explode).

Erratische Hierarchiebeziehungen 

Die semantische Struktur eines kontrollierten Vokabulars soll Nutzer sowohl bei der Verschlagwortung wie auch bei der Recherche zuverlässig durch Datenbestände leiten können. Nachfolgend eine nicht untypische Situation aus dem Bereich der Bauwerke:

... und ein Unterbegriff als Synonym des Oberbegriffs. Die grau gefärbten Knoten haben keinen Oberbegriff und sind damit über eine top-down-Navigation nicht auffindbar.

Problem

Das derzeitige Beziehungsgeflecht der GND ist nicht nur grob lückenhaft, sondern auch inhaltlich oft nicht nachvollziehbar. Als Orientierungshilfe für Nutzer ist es nur in kleineren Ausschnitten geeignet.

Logische Bedingungen hierarchischer Relationen

Relationen in Thesauri haben definierte Eigenschaften und sind mit Beschränkungen verbunden. Einige Relationen sind nur zwischen bestimmten Entitätstypen logisch und sinnvoll möglich.

Tabelle 1 zeigt die logisch möglichen Kombinationen für die differenzierten Hierarchierelationen bezogen auf Individualbegriffe und Sachbegriffe.

Tabelle 1

RelationLogisch mögliche Kombinationen

Individualbegriff
zu Individualbegriff

Individualbegriff
zu Sachbegriff

Sachbegriff zu
Sachbegriff

Sachbegriff zu
Indvidualbegriff

broaderTermGeneral

x
broaderTermGeneric

x
broaderTermPartitivex
x
broaderTermInstantial
x

narrowerTermGeneral

x
narrowerTermGeneric

x
narrowerTermPartitivex
x
narrowerTermInstantial


x

Nur die mit x ausgefüllten Felder sind mögliche Relationen zwischen den allgemeinsten Entitätstypen "Individualbegriff" und "Sachbegriff". Zum Beispiel ist die Instanzrelation (gndo:broaderTermInstantial) immer und ausschließlich eine Relation zwischen Individualbegriff (Satztyp p, b, g, t, v, u) und Allgemeinbegriff (s).

Inkonsistenzen bei Hierarchierelationen in der GND

Tabelle 2

Tabelle 2 zeigt das Vorkommen hierarchischer Relationen im GND-Bestand vom Februar 2019. Zulässige Kombinationen von Entitätstypen sind in der Tabelle grün gekennzeichnet. Regelwidrige Kombinationen sind rot unterlegt.

RelationIn der GND gefundene Kombinationen

Individualbegriff
zu Individualbegriff

Individualbegriff
zu Sachbegriff

Sachbegriff zu
Sachbegriff

Sachbegriff zu
Indvidualbegriff

broaderTermGeneral3.333110104.35535
broaderTermGeneric12918.9571
broaderTermPartitive90.47011210.38315
broaderTermInstantial1.126453.3245.5372
narrowerTermGeneral3.33335104.355110
narrowerTermGeneric12918.9571
narrowerTermPartitive90.4701510.383112
narrowerTermInstantial1.12625.537453.324

Quellen:

Assoziationrelationen in der GND

Eine GND-Besonderheit: relatedSubjectHeading 

Diese Relation (MARC21: 550 $0 $4=rela) ist vorgesehen, um Individualbegriffe mit einem Sachbegriff im Sinne eines "siehe auch"-Verweises in Beziehung zu setzen.

Schwerpunkt der Verwendung von relatedSubjectHeading ist mit 2.625 von 4.875 Fällen die Verweisung von Personen auf Begriffe, die Tätigkeiten, Zugehörigkeiten, Ereignisse, Weltanschauungen oder sonstige Merkmale umfassen und die für die Relation professionOrOccupation nicht geeignet erscheinen. Die übrigen Verwendungen dieser Relation folgen allerdings keinem abgrenzbaren Muster. 

In 654 von 4.875 (13,5%) Fällen wird diese Relation für Allgemeinbegriffe, d.h. Unterklassen von SubjectHeading verwendet, davon 530 mal als Assoziationsrelation zwischen Sachschlagworten (z.B. "Raumklima" → "Klimatechnik", seltener auch umgekehrt). 74 der 4.875 Verwendungen von relatedSubjectHeading sind symmetrisch (Beispiel: "Skylla" ↔ "Charybdis").

Problem

Die Verwendung von relatedSubjectHeading ("Thematischer Bezug" im DNB-Portal) folgt nur in etwa der Hälft der Fälle einem für Nutzer vorhersehbaren Muster.

Vorgänger-Nachfolger-Beziehungen 

Die GND-Ontologie definiert fünf Relationen mit jeweiliger Umkehrrelation für Vorgänger-Nachfolger-Beziehungen:

  • precedingConferenceOrEvent / succeedingConferenceOrEvent
  • precedingCorporateBody / succeedingCorporateBody
  • precedingPlaceOrGeographicName / succeedingPlaceOrGeographicName
  • precedingSubjectHeading / succeedingSubject (sic!)
  • precedingWork / succeedingWork

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, diese Aussagen in eine Wissensbasis aufzunehmen:

a.) indem nur eine Richtung (entweder nur die Nachfolge- oder nur die Vorgängerbeziehung) ausgedrückt und die Aussage für die umgekehrte Richtung per Inferenz gewonnen wird, oder

b.) indem für jede Vorwärts-Relation eine entsprechene Aussage für die Umkehrbeziehung aufgenommen wird.

In der GND kommt es zur Vemischung dieser beiden Aussageformen, was Probleme bei der Nutzung des Normdatenstandes aufwirft. Für die Vorgänger-Nachfolger-Relation bei Konferenzen ergibt sich im GND-Bestand (Feb. 2019) folgendes Verhältnis:

  • succeedingConferenceOrEvent : 16.882 Beziehungen, davon 475 ohne Umkehrbeziehung
  • precedingConferenceOrEvent :  17.071 Beziehungen, davon 664 ohne Umkehrbeziehung

Verlässt sich ein Anwendungsprogramm auf die 16.407 Beziehungspaare, die in beide Richtungen erfasst wurden, geht für 475 Konferenzen die Nachfolger-Angabe und für 664 Konferenzen die Vorgänger-Angabe verloren. Wird die Umkehrbeziehung dagegen per Inferenz gewonnen, kommen zu den 16.882 explizit angegebenen Nachfolger-Beziehungen 16.407 implizite Dopplungen der Nachfolger-Beziehung, ebenso wie für die 17.071 explizit angegebenen Vorgänger-Beziehungen. Diese Vermischung von unidirektionalen und bidirektionalen Aussagen kommt in der GND bei allen fünf Vorgänger-Nachfolger-Beziehungen vor.

Anmerkungen zu Relationen in der GND Ontology

broaderTermInstantial

Domain: CorporateBody or DifferentiatedPerson or PlaceOrGeographicName or SubjectHeading or Work
               ändern in ==> CorporateBody or DifferentiatedPerson or PlaceOrGeographicName or Work
Range: SubjectHeadingSensoStricto

Beispiele: Körperschaft, deklariert als Sachbegriff, BTI Sachbegriff: http://d-nb.info/gnd/4683663-9 Swāmī-Nārāyaṇī (Swaminarayan Sampradaya (Orden))
Sachbegriff BTI Sachbegriff

Ruckers, Familie http://d-nb.info/gnd/119028077 als Person, keine Beziehungen zu den Mitgliedern
http://vocab.getty.edu/page/ulan/500065724 Relationen zu Mitgliedern fehlen http://vocab.getty.edu/page/ulan/500332435

Der Young-Plan hat Typ siz und relatedTerm ↑ Reparationen, der frühere Dawesplan hat Typ wit und als "Thematischer Bezug" das Literal "Reparation".

Fehlende Dublettenkontrolle hat zur Folge, dass eine Bezeichnung sowohl als Synonym wie auch als Deskriptor erfasst ist, siehe zum Beispiel http://d-nb.info/gnd/7782661-9 und http://d-nb.info/gnd/4076490-4 (offensichtlich Ereignis, Zeitspanne etc. fehlt).




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