Varianten zur Modellierung von Rollen
BIBFRAME
Das Bibframe-Modell definiert für Beziehungen zwischen Gegenstand und Akteur ein Konstrukt aus der Property bf:contribution und der Klasse bf:Contribution. Ein Anwendungsbeispiel findet sich hier: http://www.loc.gov/bibframe/docs/pdf/bf2-roles-march2017.pdf . Die Property bf:contribution ist für die Klassen bf:Work, bf:Instance und bf:Item definiert. Mittels der als rdfs:range vorgeschriebenen Klasse bf:Contribution lassen sich die Aussagen über den Akteur und dessen Rolle zusammenfassen.
Die Klasse bf:Contribution kann damit als Reifizierungs-Konstrukt betrachtet werden. Eine Umkehrbeziehung zu bf:contribution in der Form isContributionTo ist (bisher) nicht vorgesehen.
CIDOC Conceptual Reference Model (CRM)
Im ereigniszentrierten Referenzmodell CIDOC-CRM werden Rollen als Eigenschaften von Eigenschaften ausgedrückt, zum Beispiel:
Activity P14 carried out by (P14 wurde ausgeführt von) Actor
Literaturhinweis: Meghini, Carlo; Doerr, Martin: A first-order logic expression of the CIDOC Conceptual Reference Model. In: Int. J. Signal and Imaging Systems Engineering, Vol. x, No. x, 201X. Siehe Abschnitt 4.2.1 Meta-Properties (PDF, 396 KB)
Getty Vocabulary Program ontology (GVP)
Die 14 Klassen der GVP-Ontologie leiten sich überwiegend von skos:Concept ab. Hierunter fallen auch Personen, Organisationen und Geografika, allerdings keine einzelnen Werke oder andere Artefakte. Die insgesamt 322 Properties erlauben Beziehungsaussagen auf der Begriffsebene (Bogenlampen werden verwendet als Leuchtturm-Lampen) wie auch auf der Ebene von Individuen (Robert Y.C. Ho ist Vorsitzender der Robert H.N. Ho Family Foundation). Vorkehrungen für eine Ausdifferenzierung von Beziehungen mittels Rollenangaben gibt es in der GVP-Ontologie nicht.
Wikidata
Das Wikidata-Modell unterscheidet nicht zwischen einer Ontologie- und einer Aussage-Ebene (T-Box versus A-Box). Unterschieden wird zwischen Items (alles, was unter einem Identifikator referenziert werden kann), Properties (Items, die als Prädikate dienen), und Datentypen (deren Inhalt für sich selbst steht). Die einzige native Restriktion besteht darin, dass Aussagen dem (aus RDF bekannten) Muster Subjekt - Prädikat - Objekt folgen müssen und Datentypen nur in der Objekt-Position zulässig sind.
Alle semantischen Restriktionen werden in der Datenbasis selbst ausgedrückt. Jedes Item, das einen Allgemeinbegriff repräsentiert, kann als Klasse dienen und damit für die Definition von Property-Restriktionen herangezogen werden. So ist die Property architect (wdt:P84) mit einer Domain-Restriktion (hier type constraint genannt) auf Bauwerk (wd:Q811979) und Grünraum (wd:Q22652) versehen. Als Range-Restriktion (hier value type constraint genannt) wird Mensch (wdt:Q5) und Gruppe von Menschen (wd:Q16334295) deklariert. Damit ist diese Definition von wdt:P84 nahezu deckungsgleich mit gndo:architect, was in Wikidata durch ein entsprechendes Alignment (equivalent property, wdt:P1628) ausgedrückt wird.
Im Unterschied zur GND ist jede Property-Aussage im Wikidata-Modell reifiziert und kann mit beliebig vielen weiteren Property-Aussagen (qualifier, reference und/oder value) versehen werden.
wdt:P84 ("architect") wird, ebenso wie gndo:architect, als implizite Umkehrbeziehung aufgefasst, d.h. die Deklaration einer inversen Property (Person ist Architekt von Bauwerk) wird nicht als erforderlich angesehen. Einfacher als in der GND hingegen gestaltet sich die geschlechtsspezifische Darstellung der Beziehung, da für die Property weibliche Bezeichnungen in verschiedenen Sprachen vorhanden sind.